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Spezialreport 2023: Jahr der Kontroverse

Am Finanzmarkt muss man die konjunkturelle Erwartung, politische Rahmenbedingungen und Zentralbankentscheidungen differenziert betrachten. Vor allem in Zeiten der politischen Einmischung durch Regulierungen (Vorgaben und Verbote) in die freie Marktwirtschaft, muss man extrem aufpassen. Europa ist mit dem Zugpferd Deutschland aufgrund der grün-sozialistischen Wertvorstellung ein trauriges Beispiel. Dennoch können deutsche Unternehmen an der Börse ihre Gewinne steigern. Denn das Großkapital ermöglicht den Konzernen eine globale Umschichtung von Produktion und Absatzmärkten. Dies trifft dagegen nicht auf den Mittelstand zu.

Konjunktur 2023

Global:

Die großen Institute wie OECD und IWF (Internationaler Währungsfonds) erwarten für 2023 ein schwächeres globales Wachstum von 2,0 bis 2,4 %. Vor allem Europa und die USA drücken die Wachstums-Bremse. Die OECD geht in Europa von einem Wachstum von nur noch 0,5 % aus. Dagegen soll nach Einschätzung der großen Wirtschafts-Experten Asien die weltweite Wachstums-Bilanz nach oben ziehen. Dagegen wiederum erwartet die Bank of America für 2023 (zumindest im 1. Quartal) eine Rezession und die Sorgen für eine globale Rezession nehmen zu.

Und jetzt zu meiner Einschätzung:

In China sind die Importe im November überraschend stark um über 10 % eingebrochen. Die Exporte sind um rund 8 % gesunken. Die Einzelhandelsumsätze sind entgegen einem leichten Rückgang von 3 % auf über 5 % zurückgegangen. Der Immobilienmarkt sieht in China mit einem Preisrückgang um über 30 % in einzelnen Provinzen ebenfalls alles andere als rosig aus. Dies deutet nicht gerade auf einen Wirtschafts-Aufschwung hin. (Zur Aktienbewertung chinesischer Aktien in Hongkong komme ich später zu sprechen).

Für Deutschland, Europa inklusive England und die USA erwarte ich für 2023 eine Rezession – also im Vergleich zu den oben genannten Instituten kein Wachstum. Die künstliche Verknappung der Energie-Rohstoffe durch die westlichen Sanktionen gegen Russland und den Iran dürfte – wenn überhaupt – nur zu einer leichten Entspannung an den Energie-Preisen führen. Im Zuge der Klimapolitik wird vor allem auf Deutschland und Europa ein weiterer „Abgabe-Druck“ (Steuern) und somit weiter steigende Kosten zukommen. Somit erwarte ich einen stagnierenden Konsum.

Das größte Wachstum erwarte ich in den Emerging Markets (Schwellenländer in Asien und Südamerika). Da fällt einem sofort die BRICS-Staaten ein. Leider ist Russland vom Handel ausgeschlossen. Indien hat 2022 einen guten Lauf – sowohl im Wachstum als auch der Börse – gehabt. Man betrachte allein die Produktions-Verlagerung von Apple aus China nach Indien. Der Binnenmarkt Indiens steht ebenfalls auf Wachstums-Kurs. Südost-Asien (Thailand, Indonesien, Vietnam, Philippinen, Kambodia, Malaysia) kann wegen der Zero-Covid Strategie vom Outsourcing profitieren. Südamerika könnte bei einer anhaltend geopolitischen Spannung in Russland und China eher auf der sicheren Seite sein. Geopolitisch beruht natürlich immer nur auf Wahrscheinlichkeiten. Wir sprechen auch vom Zeitalter (Dekade) des Rohstoff-Booms oder Rohstoff-Zyklus. Da sind natürlich Länder wie Brasilien, Chile, etc. hervorragend aufgestellt. Allerdings kennen wir die innenpolitischen Probleme. Brasiliens Neuwahlen mit der Nominierung von Lula hat bereits zu innenpolitischen Spannungen geführt. Man ist also nicht vor Überraschungen gefeit. Japan, Südkorea, Taiwan … sind Verbündete von den USA und somit auf der „Liste“ Chinas. In den Medien ist es ruhiger um den Taiwan-Konflikt geworden. Doch die gegenseitige Sanktionspolitik der USA und China heizen im Hintergrund den Wirtschafts-Krieg weiter an. Aktuell steht natürlich Russland noch im Vordergrund. Doch wir wissen spätestens seit Frühjahr 2022 wie schnell sich die Situation ändern kann. Kurzum: die Gefahren bestehen unverändert, die sich kurzzeitig an den Börsen negativ ausgewirkt haben.

Deutschland:

Swiss-Monday - Spezialreport 2023: Jahr der Kontroverse 1
Deutschland: Grafik Quelle:
https://www.deutsche-finanzagentur.de/fileadmin/user_upload/Institutionelle-investoren/praesentation/Issuance_calendar_2023.pdf

In der Grafik sehen Sie den massiven Anstieg der Verschuldung Deutschlands und die weiteren Vorhaben für 2023. Bei der Überverschuldung scheint kein Ende in Sicht. Die Schulden können nur über 2 Wege zurück-“erobert“ werden: Steuern oder Enteignung, denn der Staat ist kein Unternehmen und produziert selbst nichts. Hinzu kommt die Kruks an der ganzen Geschichte: obwohl der Staat für die Rahmenbedingungen des Industriestandortes sorgen sollte, baut hier die deutsche Regierung die Infrastruktur-Rahmen durch Energie, Straßen, Steuern, Telekommunikation, etc. eher ab. Diese Kombination hat bereits zum Standortwechsel des deutschen und weltweit größten Chemie-Konzerns BASF geführt. Deutschland ist nicht mehr attraktiv. Linde hat Deutschland bereits nach Irland verlassen und plant sogar den Abzug aus dem DAX mit einem Wechsel an die New York Stock Exchange. Die Motorenwerke (Verbrenner) werden in Deutschland abgeschaltet und auf E-Mobilität umgestellt. Dabei bleiben Verbrenner auch künftig vor allem Außerhalb Europas ein wesentlicher Bestandteil. Ich mache mir ernsthafte Sorgen um die deutsche Automobil- und Zulieferer-Industrie.

Aktienmarkt

Entgegen der Meinung der DEUTSCHE BANK im Jahresausblick 2023 erwarte ich durchaus Auswirkungen auf die Umsätze und Gewinne bei den Unternehmen. Deutsche Bank geht nämlich nicht von schwerwiegenden Folgen aus, weil der Arbeitsmarkt stabil sei. Hier sehe ich einen entscheidenden Unterschied: Denn durchaus sind viele Stellen im Niedrigsektor offen – dagegen werden im Hochsektor Stellen wie in Silicon Valley verstärkt abgebaut. Deshalb und aufgrund der anhaltend hohen Inflation (leichte Abschwächung gegenüber dem Vorjahr, jedoch auf hohem Niveau ausbauend) sowie höhere Steuern und steigender Zinsen erwarte ich einen Rückgang im Konsum. Ein Konsumrückgang kann logischerweise nur zu sinkenden Umsätzen und Gewinnen bei den Unternehmen führen. (So einfach kann Wirtschaft sein)

Die Aktien werden aktuell aus vielen Seiten als günstig bezeichnet. Die Bewertungen sind jedoch auf Grundlage der erwarteten Gewinne ausgerichtet. Hier liegt der Haken: geht der Gewinn zurück, so steigt die Bewertung. Auch hier ein logisches Ergebnis, das man nicht wegschreiben kann. Ich frage mich, ob man immer noch oder wie lange noch mit dem Wort „Hoffnung“ argumentieren kann? Es kann Lockerungen im Russland-Konflikt geben, es kann Entspannung im China/Taiwan Konflikt geben, etc. – jedoch kann es auch in die andere Richtung laufen! Ich verweise seit Jahrzehnten auf die „Hoffnung“ an den Börsen. Erinnern wir uns nur an den USA/China Handelskrieg. Täglich las man in den Nachrichten, dass es Hoffnung auf Entspannung gebe. Danach kam die nächste Krise und wieder Hoffnung. Also: Hoffnung, Hoffnung, Hoffnung. Doch am Tag, wenn die Hoffnung schwindet, dann kommt die Realität. Deshalb erwarte ich zumindest im 1. Halbjahr 2023 hohe Kursabschläge in den westlichen Indizes.

Jetzt zum Positiven!

In allen Phasen entstehen Übertreibungen. Übertreibungen sind die Auswirkungen von Nervosität. Man sieht die extremen Kursbewegungen vor allem bei außerordentlichen Zinsentscheidungen oder Unternehmensergebnissen. Genau diese Phasen laden förmlich zu schnellen Gegenbewegungen ein, die schnelle Rebounds mit hohen Gewinnen von 5-10 % in wenigen Tagen herausziehen kann. Sie sehen schon meine Strategie für 2023. Schnelles Handeln ist 2023 eine große Chance. Wer dies noch hebeln möchte, kann gerne entsprechende Optionsscheine oder Knockout Zertifikate hinzunehmen.

Auf der langfristigen Ebene bleibe ich bei meiner Strategie mit Minen-Aktien. Der Ausbruch bei Gold und Silber wird kommen. Es sind die typischen Zyklen, die vor allem bei Edelmetallen schnelle und hohe Ausbrüche entstehen. Der Zeitpunkt ist hier schwer zu definieren. Deshalb ist die langfristige Ebene an dieser Stelle so wichtig. Ich beginne selbst bei kurzzeitigen 20 % im Minus bei langfristig investierten Minen-Aktien nicht an zu schwitzen. Vielmehr nutze ich an dieser Stelle die „Cash-is-King“ Strategie und kaufe wieder nach.

Unternehmen aus der zweiten Reihe sind übrigens in solchen Zyklen häufig regelrechte Turbos im Depot. Dies wird 2023 im 10.000 Euro-Depot in neuer Frische einfließen. 2022 war hier leider ein Reinfall. Doch 2020 zeigte, wie man extrem hohe Renditen erzielen kann. Dennoch: hohe Chancen – hohe Risiken. Das muss sich jeder Anleger bewusst sein.

An dieser Stelle wünsche ich und das SWISS-MONDAY Team ein tolles und erholsames Weihnachts-Fest und einen guten Rutsch in ein besseres 2023!

Ihr

Rainer Hahn

Chefredakteur