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Jahresausblick 2021 – Branchen Gewinner und Verlierer

6. Branchen: 2021 Gewinner und Verlierer

In Zeiten der digitalen Revolution verschieben sich auch Trends in den einzelnen Branchen. In den letzten Jahren hat sich der große Wandel entscheidend forciert. Der Trend zum Online-Handel und „Home-Office“ hat sich schon VOR Corona abgezeichnet. Jetzt aber haben die Lockdowns den Einzelhandel fast vollständig vom Platz gefegt. Kommunikations-Software hat ebenfalls einen Großteil von Geschäfts-Immobilien ersetzt. Künftig kann man sich auf das autonome Autofahren einstellen. Antriebstechnologien werden durch Elektromobilität mittelfristig ersetzt, und dadurch werden sich Zulieferer schleunigst umstellen müssen. Allerdings eine Umstellung, die nicht jedem Unternehmen aus Gründen von Know-How möglich wird. Natürlich entstehen durch diesen großen Wandel auch ganz neue Player, die aktuell erst in den Startlöchern stehen.

Jetzt aber rein in die einzelnen Branchen:

Automobilbranche – Fusionswelle erwartet

Die Spreu trennt sich jetzt vom Weizen. Ich gehe davon aus, dass einzelne Autobauer im Jahr 2021 durch die Elektro-Mobilität profitieren werden. Einzelne Automobilhersteller werden allerdings den Trend verschlafen. Diese eignen sich dann gegebenenfalls als Übernahmekandidaten. Eine Fusionswelle könnte 2021 losgetreten werden. Die „Pflichtumstellung“ auf Elektro wird mittel- bis langfristig zwangsläufig ein künstlich erzeugter Nachfrage-Schub bringen. Zu den Gewinnern zählen sicherlich Volkswagen, BMW und Daimler. Volkswagen expandiert jetzt kräftig in die Umstellung von Werken. Daimler AG pflegt dagegen langjährige Geschäftsbeziehungen und Joint Venture mit dem chinesischen Batterienhersteller BYD, der selbst Anteile an Daimler hält. Eine spannende Symbiose.

Tesla verspricht als vermeintlicher Pionier in der Elektro-Automobilität hohe Wachstumsraten, obwohl das Unternehmen weniger E-Autos verkauft als die Top 10. Dafür ist Tesla an der Börse so viel Wert wie die Top 10 Autokonzerne. Alles verrückt! Viele Analysten setzen bei Tesla auf die Technologie und Datenauswertung. Es ist richtig, dass „Big-Data“ in allen Bereichen ein riesiges Geschäftsmodell ist. Doch auch die anderen Unternehmen schlafen in diesem Bereich bei Weitem nicht. Insbesondere die Investor Relations Abteilung von Tesla macht einen deutlich besseren Job im Sinne des Firmen-Marketings für die Aktie.

Banken / Finanz
 
Werden Banken im Zeitalter der zentralisierten und digitalisierten Währungen, die künftig DIREKT von den Zentralbanken an die Währungs-Nutzer vergeben werden, überflüssig? Eines ist klar: das Geschäftsmodell der Banken ist aufgrund der Nullzinspolitik zu einem Großteil verloren gegangen. Gleichzeitig können die Bilanzen (insbesondere europäischer Banken) nur durch Tricks und staatliche Aussetzung der Insolvenzmeldepflicht und höhere Buchungen von Immobilienpreisen die Bewertungen darstellen. Doch im Hintergrund würde mich die „Worst Case“ Bilanzen der Banken interessieren, die sicherlich vorliegen. Dies wäre die reale Bilanz, in welcher dann auch faule Kredite eingepreist sind – und zwar auf realistischem Niveau.
 
Die Insolvenzmeldepflicht wurde – wie erwartet – nochmals bis Ende Januar verschoben. Ich denke, dass diese Meldepflicht im Gleichschritt mit den Lockdown-Maßnahmen weiter nach hinten verschoben wird. Doch die auf uns zukommende Pleitewelle wird dadurch nur noch größer und bläht sich äußerst gefährlich auf. Meine Prognose ist, dass einige Banken so sehr ins straucheln kommen, dass es staatliche Hilfe benötigt oder auch Banken-Pleiten im Jahr 2021 oder 2022 (je nach hinausschieben der Regulierungen) auf uns zukommen. Gleichzeitig schließe ich Verstaatlichungen nicht aus.
 
Für mich ist der Bankensektor nur zum zocken bei überverkauften Situationen sinnvoll.

BIG-Techs
 
Unter BIG-Techs beziehe ich mich auf die großen Plattformen (Online und Mobil, Social Media und Streaming-Dienste). Amazon, Apple, Facebook, Google / Alphabet, Twitter, Uber, AirBNB, Netflix, Zoom, JD.com, Alibaba, Microsoft, etc. Die Geschäftsmodelle sind hier zwar unterschiedlicher Natur, verfolgen jedoch dieselbe Zielgruppe: nämlich Online-Angebote und Datenauswertung bzw. -Handel.
 
Wie stark die Nachfrage während der Corona-Zeit sowohl an der Börse als auch Umsätze explodiert ist, haben alle gesehen. Viele Gewohnheiten haben sich WELTWEIT durch die Lockdown Maßnahmen ZWANGsläufig verändert. Während einige Angebote aus dem BIG-Tech-Business bereits vor Corona im Boom-Zyklus war, haben sich jetzt weitere Marken etabliert.
 
Sowohl der Trend pro BIG-Tech als auch die expansive Geldpolitik hat der Branche eine gute Möglichkeit zum Anzapfen des Kapitalmarktes geboten. Und tatsächlich nahmen sehr viele der „neuen Jungster“ diese Chance an. Somit sind diese Konzerne auch finanziell sehr stark ausgestattet. Parallel mit steigenden Marktanteilen gegenüber das „Offline-Geschäft“ dürfte BIG-Tech über die nächsten Jahre hinweg weiteres Wachstum erzielen. Allerdings erinnern aktuell viele Bewertungen an das Crash-Jahr der Dot.com Blase.
 
Deshalb ist mein Ratschlag: Beine still halten und nach einer Korrektur in ausgewählte und dann überverkaufte Titel einzusteigen. Eine Korrektur wird kommen, und dann geht’s auch beim SWISS-MONDAY auf Schnäppchenjagd.

Bau / Immobilien
 
Im Jahr 2020 sind die Immobilienpreise trotz realer Rezession teilweise weiter gestiegen. Ich sehe dies allerdings als letzte Zuckungen der Immobilienblase, weil die Mietpreise in vielen Ballungsgebieten einfach nicht mehr bezahlt werden können. Weltweit kommt man nicht nur wegen Corona, sondern einer Vielzahl von System-Verfehlungen an einer heftigen Rezession nicht vorbei. Diese Rezession wiederum wirkt sich auf alle Fälle auf dem Arbeitsmarkt negativ aus und somit entstehen Zahlungsausfälle.
 
In ganz Europa und den USA ist im vierten Quartal der Mietausfall gestiegen. Und dies trotz Helikopter-Geld in Europa und den USA. Die Ersparnisse schmelzen rasant. Sobald die Hauskredite nicht mehr zum groeßten Teil monatlich beglichen werden können, wird es bei den mittelgroßen Immobilien und Gewerbeimmobilien zu Preissenkungen führen.
 
Das Bau-Gewerbe sehe und Immobilien-Unternehmen sehe ich für 2021 und folgende Jahre eher negativ.

Energie & Gas / Öl
 
Energie im Sinne von Versorgern (Eon & Co) bin ich neutral bis negativ eingestellt. Selbst wenn die Energiepreise im nächsten Jahr aufgrund der CO2-Steuer voraussichtlich anziehen werden, steigen lediglich die Steuereinnahmen, aber nicht der operative Gewinn.
 
Gas ist für mich – trotz der Kopplung an Öl – aufgrund unterschiedlicher Lieferregionen eher positiv, während ich Öl eher auf dem aktuellen Niveau oder sogar sinkend erwarte. Bei einer hohen Volatilität bin ich bereits mit Gazprom sehr aktiv. Diese Volatilität sollte auch im Jahr 2021 anhalten, was ausgezeichnete Trading-Chancen bietet. Bei niedrigen Preisen würde ich vor allem bei Gazprom nachkaufen und dann regelmäßig die hohe Dividende einstreichen.

Handel / E-Commerce
 
Dieser Sektor wird was E-Commerce betrifft, weitestgehend von den BIG-Techs wie Amazon, JD.com, Alibaba, Zalando, HeroDelivery, etc. abgedeckt. Beim konventionellen Handel = Einzelhandel muss man unbedingt auf die Online-Ausrichtung achten. Wal-Mart sollte man hier nicht unterschätzen. Zum Zeitpunkt meiner Spezial-Ausgabe (120 Euro) finde ich Wal-Mart langfristig attraktiv.
 
Ich nehme heute auch die Bekleidung-Industrie in diesem Sektor auf. Normalerweise müsste man sinkende Umsätze erwarten. Aber es gibt eine Reihe von starken Global Playern, die sich auf den Lockdown-Trend im Bekleidungsbereich eingestellt haben. Eher „Home-Sitting-Klamotten“ dürften jetzt angesagt sein. Auch hier gilt: Einzelhandel flopp – Online topp.

Logistik / Transport / Tourismus
 
Im Logistik-Bereich muss man stark differenzieren. Wie eingangs erklärt, explodieren aktuell die Shipping-Preise. Bei einem erwartet sinkenden Umsatz, müssten die Margen stark steigen. Deshalb lohnt sich für mich der Einstieg in Shipping-Companies. Alte Schiffe wurden abgestoßen und die Marge steigt. Der Gewinn je Aktie sollte bei den Big-Playern steigen.
 
Negativ sieht es dagegen bei Logistik-Mischkonzernen aus, die eine Kombination von Schiffs- und Flugverkehr anbieten. Flugverkehr, in welchem außer Cargo auch Passierflüge betrieben werden. Und hier bin ich schon beim Thema Tourismus:
 
Die Einschränkungen durch voraussichtlichen Impfpass wird den „Übersse-Tourismus“ weiter in die Schranken weisen. Airlines, aber auch Hotels leiden unter relativ hohen Fixkosten bei sinkender Nachfrage und Margendruck. Deshalb bleibe ich in diesem Sektor aus der Short-Seite.
 
Ende Dezember ist AirBNB an die Nasdaq mit einer Marktkapitalisierung im Hoch von über 80 Milliarden USD platziert worden. Dieser Preis ist eindeutig zu hoch. Aber bei einer starken Korrektur und fairen Bewertung, werde auch ich zu einem Schnäppchenpreis im SWISS-MONDAY zuschlagen.

Nahrungsmittel
 
Ich habe es bereits im Kapitel „Rohstoffe“ angesprochen, dass Agrar bzw. Nahrungsmittel inflationäre Güter sind. Mit Charoen Pokphand und Tyson Foods bin ich im Rainers Depot bereits investiert und bereue diese Entscheidung keinesfalls. Denn diese Produzenten werden von der Inflation profitieren.
 
Wer nun sagt, dass ich mit Lebensmittel alias Getreide- oder Mais-Futures Geld verdienen möchte, bitte ich diese Person, am Besten selbst Landwirt zu werden oder in kleinem Stil Pflanzen zur Selbstversorgung zu kaufen und zu pflegen. Ich mache dies bereits seit vielen Jahren. Aber es ändert nichts an der Tatsache, dass diese Preise steigen werden.

Pharma / Biotechnologie
 
Ich habe auf der Universität einige Vorlesungen bei Medizin besucht. Mir ist ein Satz in Erinnerung geblieben: Professor XY „Die Pharma-Industrie will nicht heilen, sondern lindern“. Es ist vollkommen logisch, weil ansonsten das Gewinnwachstum ausbleibt. Ein interessantester Aspekt, den ich gäääähhhh, ebenfalls in meinem Buch beleuchtet habe, ist die Tatsache der gesunkenen Grenzwerte bei Bluthochdruck, Diabetes, Cholesterin (macht immerhin rund 90% unseres Gehirns aus). Somit sind also viele Ärzte (NICHT ALLE!) das Verkaufszentrum der Pharma-Industrie.
 
Gut, bevor ich jetzt ungedeckte Theorien im Jahresausblick verbreite, bin ich der Überzeugung, dass Alternativ-Medizin vor einem großen Trend steht. Wie bereits erklärt, werde ich hierzu im Jahr 2021 massiv aufstocken und bin bereits auf der Suche nach passenden Unternehmen.